Wir treffen Sara Plácido an einem Februarmorgen beim Spitex Zürich-Standort Friesenberg. Als «Advanced Practice Nurse» widmet sie sich anspruchsvollen Kundensituationen. «Ich werde von den Teams beigezogen, wenn beispielsweise ein komplexes Krankheitsbild vorherrscht», erklärt Sara Plácido. Sie kann auf vertieftes Fachwissen und Kompetenzen sowie ein breites Netzwerk zurückgreifen und hat einen Blick von aussen.
Sara Plácido unterstützt die Teams im Hauptgeschäftsfeld Memory Care und betreut Kundinnen und Kunden, die an Demenz erkrankt sind. «Bei einer Demenzabklärung geht es neben der Bestandesaufnahme auch um die Vorausplanung», erzählt sie. So unterstützt sie unter anderem in Themen wie unerwünschte Folgen von Krankheiten, der Patientenverfügung und der Regelung finanzieller Angelegenheiten. Zudem beschäftigen sie Fragen, ob eine Fremd- oder Selbstgefährdung vorliegt oder ob eine Kundin oder ein Kunde durch zusätzliche unterstützende Menschen und Institutionen profitieren kann.
Gemeinsam machen wir uns auf den Weg zu Alfred Schmid. Spitex Zürich betreut den 95-Jährigen seit einem Jahr und dies zweimal täglich, sieben Tage die Woche. Neben Hauswirtschafts- und Pflegeleistungen wird hier auch die Fachexpertise von Sara Plácido benötigt. «Ich wurde beigezogen, weil sich das Gedächtnis und die Alltagsabläufe des Kunden auffällig verändert haben», erklärt sie. Neben der Regelung von Finanzen und der Patientenverfügung gab es bei Alfred Schmid weitere Herausforderungen. «In einem ersten Schritt habe ich ihn wegen Wassereinlagerungen untersucht und mich zur Einleitung weiterer Massnahmen mit dem Hausarzt ausgetauscht», erklärt Sara Plácido. Zudem habe sie eine erste Abklärung für eine vertiefte Gedächtnisdiagnostik vorgenommen sowie die Hörbeeinträchtigung und die Mangelernährung untersucht.

Heute erwartet uns Alfred Schmid bereits fröhlich. An den Namen von Sara Plácido kann er sich nicht erinnern, «obwohl ich mir Ihren Namen an verschiedenen Orten aufgeschrieben habe», sagt er verschmitzt. Er trägt nur einen Hausschuh, der andere liegt im Badezimmer. Zu stören scheint ihn das nicht. Zunächst zieht Sara Plácido dem Kunden die Kompressionsstrümpfe an. Wo er Socken zum Drüberziehen hat, weiss er nicht. «Obwohl er seit 30 Jahren hier lebt, hat er im eigenen Zuhause keine Orientierung mehr», erklärt Sara Plácido.
Gemeinsam begeben wir uns in die Küche. Sara Plácido erklärt, dass demenzerkrankte Personen langsam an die Spitex herangeführt werden müssen. Das Aufbauen einer guten Beziehung hat Priorität und erfordert mehr Zeit. «Die Herausforderung ist, dass man zu Beginn nie weiss, wie der Einsatz aussehen wird», ergänzt sie. «Man muss sich ganz auf die Situationen einlassen und nicht seinen eigenen Plan durchziehen wollen.»
Alfred Schmid hat heute einen guten Tag. Sara Plácido prüft die Medikamente und erklärt, dass demnächst Proteindrinks eintreffen werden. Die Ernährung sei bei demenzerkrankten Personen oft schwierig. «Viele vergessen zu essen, da beispielsweise das Hungergefühl fehlt», erklärt sie. Zudem hat Sara Plácido einen Physiotherapeuten aufgeboten und erklärt Alfred Schmid die Notwendigkeit. Denn der grösste Wunsch von Alfred Schmid ist es, zu Hause bleiben zu können. Gemeinsam mit weiteren Akteuren schaut Sara Plácido, dass ihm dieser Wunsch möglichst lange erfüllt wird.
Wir verabschieden uns. «Was muss ich nun als Nächstes machen?», fragt Alfred Schmid. «Frühstücken, es ist wichtig, dass Sie nun etwas essen», wird er von Sara Plácido erinnert. Lächelnd winkt er uns nochmals zu, «ich freue mich auf Ihren nächsten Besuch» und bedankt sich mehrmals.
Memory Care bei Spitex Zürich
Die 23 Memory Care-Teams von Spitex Zürich unterstützen Menschen mit einer Demenzerkrankung und ihre Angehörigen. So, dass sie auch mit einschneidenden Veränderungen ihren Alltag bewältigen und ihre Beziehungen bestmöglich gestalten können. Unterstützt werden die Teams von fünf spezialisierten Pflegeexpertinnen und -experten APN Memory Care.
Beratungstelefon Demenz von Spitex Zürich: 058 329 66 05