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Trainingsräume für mehr Sicherheit

Ein grosser Raum, zwei Betten, ein Schrank. Dort ein loses Kabel, hier ein paar unverpackte Pillen – scheinbare Kleinigkeiten, die im Alltag übersehen werden. Doch für pflegebedürftige Personen können sie zur Gefahr werden. Vier Pflegefachfrauen von Spitex Zürich gehen langsam durch den Raum, bleiben immer wieder stehen, beobachten, denken nach. Ist hier alles sicher? Was auf den ersten Blick wie ein gewöhnlicher Hausbesuch wirkt, ist in Wahrheit ein Training – realitätsnah und bewusst mit Fehlern gespickt. Hier lernen Pflegeprofis, genauer hinzuschauen und frühzeitig Risiken zu erkennen. Die Pflegearbeit bei Spitex Zürich unterscheidet sich in einem Punkt markant von der Pflege in einem Spital oder Pflegeheim: Die Mitarbeitenden sind bei den Kundinnen und Kunden zu Gast in ihrem Zuhause. So passen sie sich jeweils an ihre Umgebung an. Sie prüfen die Zimmer, in denen sie pflegen, und entfernen mögliche Gefahrenquellen wie Stolperfallen. 

Üben für mehr Sicherheit 

Wie können Pflegefachpersonen lernen, Risiken im Alltag frühzeitig zu erkennen? Spitex Zürich geht hier neue Wege und beteiligt sich zusammen mit der Stiftung Patientensicherheit Schweiz aktiv an der Entwicklung von Trainings für die ambulante Pflege. In einer realitätsnah nachgestellten Wohnung suchen Mitarbeitende aus der Pflege und Hauswirtschaft gezielt nach versteckten Fehlern und schärfen dabei ihre Achtsamkeit. Anlässlich des Tags der Pflege haben wir mit Ursina Mathis gesprochen. Sie ist Pflegeexpertin APN bei Spitex Zürich und Projektleiterin. 

Wie ist Spitex Zürich am neuen Sicherheitstraining beteiligt? 

Spitex Zürich engagiert sich seit Beginn aktiv bei der Entwicklung dieses Konzepts zur Verbesserung der Pflegequalität bei Spitex-Organisationen. In einem von der Stiftung Patientensicherheit Schweiz geleiteten Workshop entwickelten unsere Mitarbeitenden konkrete Fallbeispiele. Andreas Köster, Fach-Coach bei Spitex Zürich, und ich leiten das Projekt und stehen im engen Austausch mit der Stiftung Patientensicherheit Schweiz. Vor allem bei der Erstellung des Handbuchs bringen wir unsere Expertise ein. Das Handbuch ist – stark vereinfacht formuliert – eine Art «Spielanleitung» mit Lösungen. 

Warum ist ein Lernraum für die Spitex so wichtig? 

Für Spitex-Organisationen haben solche Räume einen zusätzlichen Wert: Da die Arbeit oft autonom erfolgt, stärkt das gemeinsame Training die Teamarbeit und ermöglicht direktes Feedback. Denn wie überall passieren auch im Gesundheitswesen manchmal Fehler, ohne dass sie sofort auffallen. Die Übungen bieten die Möglichkeit, Fehler in einem sicheren Rahmen sichtbar zu machen und daraus zu lernen. 

Was genau wird geübt? 

Die Teams schärfen ihre Achtsamkeit, erkennen versteckte Fehler und reflektieren diese gemeinsam in der anschliessenden Besprechung. Wir prüfen gleichzeitig, wie gut die Instruktionen für die Trainingsleitung umsetzbar sind. 

Welche Herausforderungen gab es bei der Umsetzung? 

Anders als in stationären Einrichtungen arbeiten wir bei Spitex Zürich dezentral und verfügen deshalb nicht über einen Wohnraum, der sich umnutzen lässt. Deshalb mussten wir eine realistische Wohnumgebung schaffen. Dank der Zusammenarbeit mit dem Brockenhaus Tigel konnten wir diese Hürde meistern und die passende Einrichtung organisieren. 

Wie geht es mit dem Projekt weiter? 

Nach der Pilotphase fliessen die gesammelten Erfahrungen in die Überarbeitung ein. Geplant ist, dass das fertige Handbuch Ende August über die Stiftung Patientensicherheit Schweiz kostenlos in mehreren Landessprachen veröffentlicht wird. Das Handbuch können dann alle Spitex-Organisationen nutzen und so ihre eigenen Mitarbeitenden schulen.