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Psychiatrische Pflege in Bewegung

Die ambulante psychiatrische Pflege (APP) hat sich seit den 1990er-Jahren von einer Nischenleistung zu einem zentralen Bestandteil der psychiatrischen Versorgung entwickelt. Heute steht sie im Spannungsfeld zwischen wachsendem Bedarf, neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen und gesellschaftlichen Forderungen nach mehr Teilhabe und weniger Zwang. Doch wohin steuert die APP in der Schweiz? 

Entwicklung und Bedeutung der APP 

Erste ambulante psychiatrische Pflegeleistungen entstanden in den 1990er-Jahren in enger Zusammenarbeit mit der Gemeindepflege. Der Ruf nach einer Versorgung ausserhalb der Klinik wurde lauter – die APP begann, auf diesen Bedarf zu reagieren. Seither haben rechtliche Rahmenbedingungen, wie das Bundesgerichtsurteil von 2005, die Profession gestärkt. Dennoch: Einheitliche Qualitätsstandards und eine nachhaltige Finanzierung fehlen bis heute. APP ist längst mehr als ein Zusatzangebot. Sie verhindert stationäre Aufenthalte, stärkt Prävention und trägt entscheidend zu einer integrierten Versorgung bei. Die ambulante psychiatrische Spitex ist damit ein zentraler Player – doch oft mit zu wenig Ressourcen ausgestattet. 

Charta für eine Psychiatrie ohne Zwang 

Ein Meilenstein der jüngeren Entwicklung ist die 2024 erarbeitete Charta für eine Psychiatrie ohne Zwang, eine Initiative der AFG Psychiatrie und des VPPS, gemeinsam mit Betroffenen und Angehörigen. Zwölf Thesen zeigen konkrete Alternativen zu Zwangsmassnahmen auf – und stellen die Menschenrechte konsequent ins Zentrum. Im September wurde die Charta am Dreiländerkongress in Wien vorgestellt, unter anderem von Ursina Zehnder, COO bei Spitex Zürich. Zur Charta 

Wie weiter mit APP: Kritische Perspektive 

Die Kernfrage bleibt: Reichen Appelle und Charten aus, solange Finanzierungslücken, fehlende Standards und strukturelle Barrieren bestehen? Die ambulante psychiatrische Pflege hat Potenzial, die Zukunft der Psychiatrie in der Schweiz aktiv mitzugestalten. Doch sie muss dafür besser anerkannt, gezielt gefördert und politisch abgesichert werden. 

Spitex Zürich engagiert sich aktiv für eine psychiatrische Versorgung ohne Zwang – gemeinsam mit Partnerinnen und Partnern aus Praxis, Forschung und Betroffenenbewegung.