Der Stadt Zürich steht eine gut ausgebaute Palliative-Care-Versorgung zur Verfügung. Diese weisst jedoch sogenannte Versorgungslücken auf. Im dreijährigen Pilotprojekt Palliative Care der Stadt Zürich – Konzept zur Schliessung der wesentlichen Versorgungslücken von 2020 bis 2022 – wurden insgesamt sechs Massnahmen erarbeitet.
Die Fachstelle und der Fachdienst der Spitex Zürich beteiligten sich als Teilprojektverantwortliche an den beiden Massnahmen drei und fünf. Die Massnahme drei sorgt systematisch dafür, dass die Komponente «Palliative Care» überall wo relevant ein Bestandteil des Versorgungsauftrags ist. In diesem Rahmen wurde ein Kriterienkatalog zur Anmeldung für die spezialisierte Palliative Care erarbeitet.
Allgemeine oder spezialisierte Palliative Care
Das Rahmenkonzept Palliative Care von 2014 (BAG) unterscheidet drei Ebenen, welche den Spezialisierungsgrad von Palliative-Care-Kompetenzen, Angeboten und Leistungen beschreiben.
Palliative-Care-Verständnis: Das Palliative-Care-Verständnis bezieht sich auf die Gesellschaft als Ganzes und auf das Bedürfnis der Menschen nach Information, Befähigung und Beratung zu den Themen unheilbare Krankheit, Sterben und Tod.
Allgemeine Palliative Care: Die allgemeine Palliative Care betrifft Patientinnen und Patienten, die sich aufgrund des Verlaufs ihrer unheilbaren, lebensbedrohlichen und/oder chronischen Erkrankung mit dem Lebensende vorausschauend auseinandersetzen. Sie befinden sich in der letzten Lebensphase. Die Kompetenzen dafür werden in der Grundausbildung zur diplomierten Pflegefachperson und als Fachfrau/-mann Gesundheit erworben.
Spezialisierte Palliative Care: Die spezialisierte Palliative Care richtet sich an Patientinnen und Patienten, die auf Unterstützung durch ein spezialisiertes Palliative-Care-Team angewiesen sind. Sie weisen eine instabile und komplexe Krankheitssituation auf und benötigen deshalb eine spezialisierte Behandlung bzw. die Stabilisierung von bestehenden Symptomen. Bei deren Bezugspersonen kann eine Überschreitung der Belastungsgrenze erkennbar sein. Diese Situation stellt besondere Anforderungen an die Versorgungsstrukturen und erfordert die notwendigen Palliative-Care-Leistungen und Kompetenzen der Fachpersonen. Dafür ist eine Zusatzausbildung in Palliative Care nötig.
Kriterienkatalog
Ein Kriterienkatalog wurde erarbeitet, um die Unterscheidung zwischen allgemeiner und spezialisierter Palliative Care zu erleichtern und um die Anmeldung an eines der beiden mobilen spezialisierten Palliative Care Teams zu vereinheitlichen. Die Zielgruppen sind Fachpersonen (Zuweiser), aber auch die Bevölkerung der Stadt Zürich.
Die Struktur der Einsätze und die daraus resultierende Dokumentation der spezialisierten Teams erfolgen auf der Basis des SENS(E)-Modells. Das für Symptome, Entscheidungsfindung, Netzwerk und Support sowie End of Life steht (Eychmüller, S., 2020). Das SENS(E)-Modell diente als Grundlage zur Erarbeitung des Kriterienkataloges. Auf diesen Grundlagen konnten die fachspezifischen Anforderungen an die Komplexität für spezialisierte Palliative Care verbunden werden. Die Entscheidungskriterien für eine Anmeldung konnten damit standardisiert werden.
Für die interprofessionellen Umfrage wurden die mobilen Dienste (Spitex Zürich Grundversorgung), Gesundheitszentren für das Alter (GfA) und Stadtspitälern (Waid/Triemli) einbezogen. Dazu wurden zwei Palliative-Care-Medizinerinnen und 91 Mitarbeitende der Hauswirtschaft, FaGe’s, dipl. Pflegefachpersonen, APNs (Advanced Practice Nurse), Führungspersonen und spezialisierten Fachpersonen befragt. Ziel der Umfrage war es, den Kriterienkatalog auf seine Anwendbarkeit, Nützlichkeit und Verständlichkeit zu überprüfen. Der Rücklauf betrug 53 Prozent. Es gab 13 kritische Rückmeldungen vorwiegend durch Fachpersonen mit höheren und spezialisierten Ausbildungen, welche möglichst übernommen wurden. In einem weiteren Schritt überprüfte ein Expertinnengremium von APNs die angepasste Version ein weiteres Mal und hiess es mit nützlichen Anpassungsvorschlägen gut.
Fazit
Durch die Schärfung der Kriterien für die Zuweisung an spezialisierte Palliative-Care-Teams erfolgen die Anmeldungen nun systematischer und zielgerichteter. Unterdessen ist der Kriterienkatalog bereits in der Spitex Zürich eingeführt und an alle Institutionen der Gesundheitszentren für das Alter versandt worden.
Zuständig für diesen Bericht und Kriterienkatalog: Verena Gantenbein (Fachstelle), Michael Bruhin (Fachdienst), Larissa Gehrig (Leiterin SPE), zusätzlich Barbara Steiner, Rahel Witzig, Arbeitsgruppe Spitex Zürich
Quellen:
Bundesamt für Gesundheit BAG, Rahmenkonzept Palliative Care Schweiz