Odeon
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Geschichten aus der Stadt Zürich

Im Heft „Typisch Züri“ erzählen wir Geschichten aus der Stadt Zürich. In der aktuellen Ausgabe erfahren Sie mehr über das Café Odeon. Und was es mit dem in Zürich beliebten Getränk «Cüpli» zu tun hat. 

Das weltoffene Kaffeehaus im Wiener Stil öffnete 1911 seine Tore. Schnell entwickelte sich das Odeon zum beliebten Treffpunkt von Künstlern, Intellektuellen, Politikern und Andersdenkenden aus aller Welt. Seit damals ist das geschichtsträchtige Café beim Bellevue nicht mehr aus der Stadt wegzudenken. Zu den Gästen zählten unter anderem Kurt Tucholsky, James Joyce, Albert Einstein, Mata Hari, Thomas Mann oder Friedrich Dürrenmatt. 

Im Keller des Kaffeehauses befand sich eine eigene Bäckerei und im ersten Stock ein Billardraum. Eine Polizeistunde gab es nicht. Im Odeon soll zudem das Cüpli erfunden worden sein: Champagner im Offenausschank machte das Luxusgetränk für mehr Menschen attraktiv. 

Turbulente Vergangenheit 

Während der Kriegszeit wurde das Odeon zur Drehscheibe für eine gesellschaftliche Elite, die vor dem Faschismus in Europa flüchten musste. Nach dem Zweiten Weltkrieg fand die junge Generation eine Art Heimat im Café. In den 1970er-Jahren führten die Nachbeben der Globuskrawalle dazu, dass die Drogenszene sich im Kaffeehaus einquartierte. Die Polizei schloss 1972 das von Vandalen verwüstete Odeon. Anschliessend wurde das Gebäude renoviert und unter Denkmalschutz gestellt. 

Das Café wurde auf einem Drittel der Fläche wieder geöffnet: Die Jugendstileinrichtung mit den grossen Fenstern, Kronleuchtern, den Messingverkleidungen und dem rötlichen Marmor ist geblieben. Fred Tschanz übernahm das Kaffeehaus und setzte sich dafür ein, dass es wieder zum sicheren Hafen wurde. Er richtete das Odeon als Treffpunkt für eine neue, diverse Klientel ein und war damit erfolgreich. Auch wenn sich die Zeiten geändert haben: Ruhe, einmaliges historisches Ambiente und guten Kaffee gibt es noch heute mitten im Herzen von Zürich. 

Gut zu wissen

Neben dem Café Franzl in Romanshorn ist das Odeon das einzige Mitglied des «Klubs der Wiener Kaffeehausbesitzer» ausserhalb von Österreich.

Bild: allink AG