Dialog Demenz
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Für mehr Demenzfreundlichkeit

Wie gelingt ein Alltag, in dem Menschen mit Demenz dazugehören? Nicht am Rand, sondern mitten im Quartier. Diese Frage stand im Zentrum der Veranstaltung Dialog Demenz. Rund 200 Fachpersonen, Betroffene und Angehörige nahmen daran teil. Mit dabei war auch Spitex Zürich, als starke Partnerin für Betreuung und Pflege zu Hause. 

Workshops, Marktstände und eine interaktive Theateraufführung von Act Back gaben Einblicke in Lebensrealitäten mit Demenz und boten Raum für Austausch, Fragen und neue Perspektiven. Die Botschaft war klar: Demenzfreundlichkeit beginnt im Alltag, mit Offenheit, Begegnungen und Zusammenarbeit. 

Andreas Hauri

Stadtrat Andreas Hauri begrüsste die Gäste am diesjährigen Dialog Demenz.

Ein Quartier, das trägt 

Stadtrat Andreas Hauri betonte in seiner Grussbotschaft, dass die medizinische Versorgung in der Stadt Zürich bereits gut organisiert ist. Dazu gehören Memory-Kliniken, geriatrische Beratungsstellen, Altersinstitutionen und Spitex Zürich. Doch das allein reicht nicht aus. «Es braucht demenzfreundliche Quartiere. Strategien sind wichtig, aber wirklich wirksam werden sie erst, wenn sie vor Ort spürbar sind», so Stadtrat Andreas Hauri. Aktuell leben rund 7’000 Menschen mit Demenz in der Stadt Zürich. Die Zahl steigt weiter. Rechnet man die Angehörigen mit ein, wird das Ausmass noch deutlicher. Ein zentrales Anliegen der Stadt Zürich ist die Sensibilisierung der Gesellschaft: «Wir müssen lernen, im Alltag Verständnis zu haben, wenn jemand etwas vergisst oder nicht mehr weiss, wie etwas funktioniert: Ein freundliches Wort, ein Moment Geduld an der Kasse, eine helfende Hand auf der Strasse – das alles sind kleine Gesten, die Grosses bewirken.» Die Stadt Zürich setzt in ihrem «Pilotprojekt Demenz» auf Kooperation: «Bei der Umsetzung von Massnahmen koordinieren wir uns mit den vielen spezialisierten und engagierten Organisationen in der Stadt Zürich.» Dieser gemeinsame Vorgehensoll Zürich Schritt für Schritt zu einer noch demenzfreundlicheren Stadt machen. 

Dialog Demenz

An der Podiumsdiskussion sprechen Martina Hersperger, Markus Reck, Simon Wieser und Annelies Hegnauer über Ideen und Lösungsansätze für ein demenzfreundliches Quartier.

Spitex Zürich: Pflege mit Nähe 

Für Spitex Zürich steht der Mensch im Mittelpunkt, unabhängig von Diagnose oder Lebenssituation. CEO Markus Reck bringt es auf den Punkt: «Für uns ist der Mensch das Wichtige. Egal, ob jemand eine Operation hatte, trauert oder vergesslich wird.» Die häusliche Pflege ermöglicht es Betroffenen, so lange wie möglich im vertrauten Umfeld zu bleiben. Damit leistet Spitex Zürich einen Beitrag zum gesellschaftlichen Zusammenhalt. Gleichzeitig erinnert Markus Reck daran, dass der Generationenvertrag unter Druck steht. «Die Gleichstellung der Generationen wird eine zentrale Aufgabe der Zukunft sein.» Ein demenzfreundliches Quartier zeigt sich nicht in Konzepten, sondern im täglichen Miteinander. Für Markus Reck beginnt es im Kleinen: «Wir sollten uns wieder trauen zu fragen, ob jemand Hilfe braucht, statt einfach wegzuschauen.» 

Würde, Wandel, Verantwortung 

Auch weitere Stimmen aus der Podiumsdiskussion zeigten, wie vielschichtig das Thema ist. Annelies Hegnauer, Präsidentin der reformierten Kirchenpflege Zürich, machte deutlich: «Menschenwürde ist universell. Sie ist unverfügbar, und sie gilt bis zum Schluss.» Für die Kirche ist das Engagement keine Nebensache, sondern Ausdruck ihres Selbstverständnisses. Sie sieht sich als Teil der Gesellschaft und damit auch in der Verantwortung. Gleichzeitig ist es für Annelies Hegnauer entscheidend, dass die Gesellschaft verletzliche Menschen nicht überfordert. «Unsere Leistungsgesellschaft lässt wenig Raum für Schwäche. Menschen mit Demenz können da nicht mithalten.» Simon Wieser, Professor an der ZHAW und Stiftungsrat der Plattform Mäander, appellierte daran, Pflege nicht nur durch die Kostenbrille zu betrachten. «Wir sollten nicht nur darüber reden, was Pflege kostet, sondern auch darüber, was sie leistet.» Er betonte die Bedeutung koordinierter Zusammenarbeit zwischen Pflege, Angehörigen und Politik. 

Dialog Demenz

Teilnehmerinnen und Teilnehmer am Dialog Demenz

Ein gemeinsamer Weg 

Die Diskussion zeigte: Eine demenzfreundliche Gesellschaft entsteht nicht durch Einzelprojekte. Sie wächst dort, wo Menschen mit Offenheit, Respekt und Verantwortung zusammenleben. Oder, wie Markus Reck es sagt: «Das Zuhause bleibt dort, wo Menschen sich gegenseitig mit Respekt begegnen, auch wenn das Gedächtnis nachlässt.» Spitex Zürich wird diesen Weg weiter begleiten. Mit Nähe, Aufmerksamkeit und einem klaren Ziel: Menschen mit Demenz sollen sich in ihrem Quartier sicher und zuhause fühlen.